Kategorie Archiv: Allgemein

Willy´s erste Reaktion.

Willy war echt eine arme Sau. Er hatte etwas Verstörtes an sich, etwas zutiefst Traumatisiertes, etwas Immer-irgendwie-Abwesendes, das ihn wie ein verlorenes Kind herumlaufen ließ. Die fast gürtellange blonde Mähne und die bestickten Jeans mit dem breiten Gürtel und der Riesenschnalle, die in auffälligen weißen Cowboystiefeln steckten, verliehen ihm etwas Schräges. Etwas, das nirgends so […]

Überlegenheit und Schwäche.

„Sie machen mir gleich mal einen Zeitplan!“, sagt der Herr Geschäftsführer. Er hat sich auf die Couch platziert, mich kritisch gemustert und befehlsgewohnt Kaffee bestellt. „Nö.“, sage ich. „Wie bitte?“ „Ich bin nicht Ihr Angestellter.“ „Ich bezahle Sie!“ „Nicht dafür, dass ich pariere. Das schminken Sie sich gleich mal ab.“ „Ja, was ist denn das?!“ […]

Über die Hilflosigkeit eines Coaches.

Die Dame hatte mich in einem Rundfunkinterview gehört, als sie mich anrief und um einen Gesprächstermin bat. Zum vereinbarten Zeitpunkt meldete sie sich dreimal aus der U-Bahn, sie sei unterwegs und in wenigen Minuten da, und schließlich erschien sie mit zwanzig Minuten Verspätung. Eine hübsche Frau Anfang der Vierzig, gepflegt, mit sympathischer Ausstrahlung. Beim Eintreten […]

Republik und Verblendung.

Die Wenigsten werden es noch wissen: Diese Republik war einmal auf einem ganz anderen Weg. Nach den Restaurationsjahren der Adenauerschen Kanzlerschaft, in denen ein Politiker, der selbst von den Nazis gejagt worden war, ausgerechnet diese wieder zu Tausenden in staatliche Positionen gehievt hatte, waren immer mehr Fragen laut geworden: Ob dies der Staat sei, den […]

Narzissmus und Niedergang.

Nicht, dass man ihn nicht sympathisch finden konnte, er hatte ja seine weichen und gewinnenden Seiten. Aber eben auch diese unglaubliche, gönnerhafte Überheblichkeit, die einem Dreißigjährigen schlicht nicht zustand. Vor allem, wenn ihr wesentlicher Zweck darin bestand, andere kleinzumachen. – Doch jetzt war er nun mal der Boss. „Wenn mein eigener Sohn mir das so […]

Über das Verzeihen.

Boris´ Finger zittern so, dass er kaum die Kaffeetasse halten kann. Sein Hausarzt hat ihn erst mal krankgeschrieben, nachdem er im Job zusammengeklappt ist. – Kein Wunder, nach dem Ding, das Nadja ihm verpasst hat. Natürlich, wie bei verheirateten Frauen nicht gerade selten, hat sie ihn kalt erwischt. Und nun sitzt er da, das Handy […]

Coach und Suizid.

Und plötzlich sitzt man mitten drin. „Ich kann nicht mehr. Ich halt das alles nicht mehr aus.“ Und dann kommt der Satz, den man als Coach gar nicht gerne hört: „Wenn das jetzt auch noch kommt, mach ich Schluss.“ Nach verbreiteter Meinung  redet man besser nicht über „sowas“, geschweige denn, dass man darüber schreibt. – […]

Pia´s Panik.

    „Wenn Holger nach Haus kommt, hat er es gern, wenn die Jungs schon bettfertig sind. Und ich schau immer, dass ich alles vorher geregelt hab, weil Holger sich sonst nicht erholen kann. Holger meint übrigens auch, dass ich zur Massage gehen soll, und er findet, ich sollte wieder Sport machen. Ich selber steh […]

Sunnyboys Trauer.

  Ritchie ist so einer von denen. Sie kommen in einen Raum und es wird hell, die Stimmung steigt fühlbar an, und auf einmal wirkt alles nicht mehr so schwierig wie vorher. Der drahtig-sportliche Anfangsvierziger mit dem gewinnenden Lächeln scheint die Probleme wegzustrahlen. Die Mitarbeiterinnen seufzen leise, wenn der notorische Junggeselle an ihrem Büro vorbeigeht. […]

Therése und die Freiheit des Unternehmers.

Etwas Unruhiges war stets um Therése, etwas Aufgedrehtes, etwas Unstetes, etwas dauerhaft Zu-kurz-Kommendes. Das verwunderte. Denn die bildhübsche rothaarige Studentin aus unserer Universitätsclique verstand es, sich überall schnell in den Mittelpunkt zu manövrieren: Ihre Scharfzüngigkeit, die ihrer messerscharfen Intelligenz in nichts nachstand, verbunden mit ihrer quirligen Art aufzutreten, sicherten ihr zügig die Aufmerksamkeit jeder Gruppe. […]