Author Archiv: Bernd Späth

In memoriam.

Voller Dankbarkeit erinnern wir uns in diesen Tagen an den leider zu Unrecht vergessenen römischen Heerführer Straccius Tellus, der im Auftrag des Römischen Senats als Erster die Eroberung Grönlands versuchte, jedoch von dort unverrichteter Dinge zurückkehren musste, da er nirgendwo eine gegnerische Armee finden konnte. In Anerkennung seiner Bemühungen benannte der Römische Senat nach seinem […]

Über die Pseudologen.

Wenn man Charly Lenzen zuhörte, verfiel man unwillkürlich in einen leichten Rausch. Er besaß starkes Charisma und dazu eine Fähigkeit, Visionen zu entwickeln, dass man sich diesen nicht mehr zu entziehen vermochte. Umso weniger, als man schon nach kurzer Zeit Charlys Begeisterung intensiv in sich selber verspürte. Dazu verstand er es, seine Aussagen mit Tatsachen […]

Über agency und communion.

„Schneider hat´s zerlegt!“, sagt der Klient. „Mit dem brauchen wir die nächsten vier Wochen nicht zu rechnen. Drum tu ich lieber vorher was. Proaktiv sozusagen, hehe.“ Klar. Proaktiv. Schneider war´s anscheinend nicht: Er hatte täglich massive Auseinandersetzungen im Büro, bis hin zum gegenseitigen Mobbing. Aufgrund seines schneidigen, erfolgsorientierten Auftretens, das die anderen als abwertend empfanden, […]

Über das Problem an sich.

Mir ist kein einziger Fall eines Krokodils bekannt, das sich geweigert hätte, eine unangenehme Realität zur Kenntnis zu nehmen. Das Gleiche gilt für Lurche, Störche, Waschbären und Kugelfische wie auch für den Rest der Schöpfung. Die einzige Ausnahme in diesem Reigen evolutionärer Vernunft bildet der Mensch. Jedenfalls weiß ich von keinem Tierarzt, der sich bei […]

Just memories: Erinnerung an einen Putsch.

Es war im Februar 1996, als ich als Mitglied einer Delegation des Deutschen Bundestages in Abu Dhabi unterwegs war, wenngleich selbst nicht Abgeordneter. Führer der Delegation war damals der Abgeordnete Hans-Joachim Fuchtel, heute Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeitsministerium. Wir hatten ein umfangreiches Tagesprogramm absolviert, als uns mitgeteilt wurde, wir würden abends gegen 21 h im Hotel […]

Über den Schmerz der Frauen.

Ein französischer Freund von mir ritzte einmal den Rand einer Auster leicht mit dem Messer, um mir zu zeigen, wie sie sich reflexhaft zurückzog. Daran, so erzählte er, konnte man erkennen, dass sie lebte und somit frisch und genießbar war. Anschließend nötigte er mich, einundzwanzig von ihnen herunterzuwürgen und seither hasse ich sie, doch das […]

Über die Konfliktumleitung.

Massoud war ein junger Omani und ein Sonnenschein von einem Hotelbediensteten. Er mochte um die zwanzig sein, und wenn ich die Poolterrasse des Abu Dhabi Sheraton betrat, dann blitzten die dunklen Augen in seinem von der Wüstensonne schwarz gebrannten Gesicht, und sein breites, herzliches Lächeln ließ zwei strahlend weiße Zahnreihen erkennen. Sobald er mich erblickte, […]

Über ein paar Essays.

„Ich bin wegen Ihrer Essays auf Sie gekommen.“, sagt der Klient, als er sich das erste Mal auf der Couch niederlässt. „Aber Sie schreiben doch hoffentlich nichts über mich, oder?“ „Bestimmt nicht.“, sage ich, und dann glaubt er mir´s auch. Wenn es eines beim Coaching gibt, was nicht mal unter Folter zur Disposition stehen darf, […]

Über das Alleinsein.

„Es ist übrigens nach Lage der Dinge nicht auszuschließen, dass Gisela mich verlässt.“, sagt der Klient. Ein sehr smarter junger Ingenieur namens Dirk, mit Audi-Cabriolet und einer sehr seltsam gemusterten Hose. „Und ich muss sagen, dass mich das sehr überrascht.“ In der Tat: Er ist ursprünglich zu mir gekommen wegen eines Problems mit seinem Firmenpartner, […]